Alles anders, nix Peregrina

So kanns gehen, bei anspruchsvollen Girls: Wetter nicht entsprechend des Gemüts und zack wird alles umgeworfen. Also: Salamanca und die via de la plata liegen nicht etwas plötzlich am Meer, sondern ich habe aufgrund der andauernden Schlechtwettervorhersage umgeswitcht und bin gestern von Madird aus nicht nach Salamanca sondern nach Barcelona gefahren. Hier an der Küste gibt es den Fernwanderweg GR92, der den Schlängeln der Costa brava folgt. Ich hatte gestern noch einen Abend in Barcelona (eine großartige Stadt, auch montags) und bin dann heute morgen zum Regionalzug, der mich innerhalb von 2,5 h an die französische Grenze gebracht hat: Portbou. Das wird anders ausgesprochen, als ich selbstbewusst gedacht habe und können tu ich’s weiterhin nicht. Dort hab ich mir ein schnelles Mittagessen reingeschraubt (das ganze Dorf scheint vorbeigekommen zu sein, die Tassen hoch) und dann gings los auf den gr92. Steil. Das Laufkonzept ist also ein anderes als gedacht. Die Etappen sind nicht ungelaublich lang, aber dafür immer wieder in Bergziegenmanier. So auch gleich die ersten paar Meter. Die Sonne kam noch raus und schon stand ich im Shirt da, schwitzend und rotgesichtig, dankbar für meine zwei Stöcke, die mir beste Dienst tun werden. Aber wunderschön ist der Weg. Kark, der Rosmarin blüt, überall Kakteen und steinige Wege. Irgendwann geht’s wieder bergab, zum nächsten Dorf, der nächsten Bucht. Das Dorf war ziemlich leer, die Bucht völlig entspannt. Dann ein bisschen hoch, über ein Halbinsel drüber. Überall Kiefern und es riecht nach Sommer im Süden. Nach der Halbinsel lauf ich ein großes Stück durch das „Dorf“ oder „Vordorf“ durch. Schöne Häuser, aber anscheind alle gerade leer, da Ferienhäuser. So ging es auch im eigentlich Dorf weiter. Alles dicht, kneipen dicht, Läden dicht, dummerweise auch Hotels und Pensionen dicht. Das ist der Grund, warum ich am tristesten Ort meines Lebens untergekommen bin. Mehr Fernfahrerhotel geht nicht. Das Wlan auch nicht. Daher bin ich in die erste offene Kneipe geflüchtet und jetzt in der zweiten (Zwiebelsuppe, Manchego, abends ist’s nämlich auch noch wirklich kalt). Hier werde ich bleiben, bis ich unglaublich müde werden und dann Bonne nuit tristesse. Morgen früh auf, laaaaange steile Etappe. Mal schauen, wie es mir morgen Abend geht. Sicherheitshalber habe ich schon mal völlig spießig eine Unterkunft gesucht. Und auch mal schauen, ob die gesamte Costa Brava im Winterschlaf ist. Nix mit Halligalli scheint’s, doch wieder Pilgerstyle. hmmmmm… A demain (hier sprechen übrigens aufgrund Grenznähe auch ständig Menschen franzöisch).

3 Antworten auf „Alles anders, nix Peregrina“

  1. Tolle Bilder schon am Anfang! Freue mich über jede neue Nachricht.
    Wünsche Dir auch heute einen interessanten Weg, gute Begegnungen und dann einen schönen Abend in einem pittoresken Dörfchen mit Kneipe, gutem Essen und ausgezeichnetem Weinchen.

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